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Buddhismus, Meditation und Schwertkunst

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Überlieferungen:


Gespräch von Hori Kintayu mit seinem Besucher:
"Deshalb achtet man auch stets darauf den Anfänger sowohl in der Technik, als auch im Erfassen der Grundlagen zu schulen. Letzteres mag sich einem Menschen auch im Laufe eines ganzen Lebens nicht erschließen. Das Wichtigste ist, es nicht in äußeren Dingen zu suchen, sondern in einem selbst."
"Dann gibt es also auch in der Schwertkunst keine geheime Übermittlung?"
"Die eigentliche Sache kann niemals von einem Mensch an einen anderen übermittelt werden. Alle technische Übung ist dazu da, den Schwertfechter eben dies schließlich sehen zu machen. Und bloße Gelehrsamkeit bewirkt auch nicht viel. Ihr mögt alle Bücher über diesen Gegenstand der spirituellen Schulung und Verwirklichung lesen, doch letzten Endes geht es darum, das Geheimnis unseres Daseins wirklich ganz zu durchdringen. Und das kann nur von innen her geschehen. Kommt es von außen, so ist es nicht wahrhaft euer, sondern gehört einem anderen."

Das Entscheidende bei jeder Kunst, der man sich zuwendet, ist nicht was dabei herauskommt, sondern was man hineinsteckt, die persönliche Erfahrung eines inneren Sinns.
In Anbetracht dessen gibt es für den Schwertfechter sechs "Krankheiten":
* Das Verlangen nach Sieg.
* Das Verlangen sich auf technische Kniffe zu verlassen.
* Den Wunsch das Gelernte zur Schau zu stellen.
* Den Wunsch den Gegner einzuschüchtern. * Das Verlangen eine passive Rolle zu spielen.
* Die Krankheiten loszuwerden, mit denen er behaftet ist.

Selbst wenn er die Technik bis in die kleinsten Vertracktheiten gemeistert hat, könnte man ihn nicht einen voll- kommenen Schwertfechter nennen, solange er nicht tief in den Westfluß eingetaucht ist und Auge in Auge mit dem war, "der nicht von den zehntausend Dingen abhängig ist".
Erst also wenn wir gar keine intellektuellen Haltegriffe mehr haben, transzendieren wir Geburt-und-Tod und finden zu unserem freien Wirken im geheimnisvollen Reich des Ungeborenen, wo sich der Künstler in jeder nur mög- lichen Weise verwirklicht. Genau so wie im Buddhismus Samsara und Nirvana überwunden werden müssen, so darf der Schwertfechter weder an das Leben noch an den Tod denken.
Kein Ringen, welcher Art auch immer, kann je ein gutes Ende finden, solange man nicht den Punkt erreicht hat, wo beide Seiten einer Dichtomie einander nicht mehr wechselseitig bedingen. Nicht Neutralität, nicht Indifferenz ist verlangt, sondern Transzendenz. Es mag seltsam klingen, daß der Schwertfechter auch Philosoph ist, doch in Japan, Korea und China sind Künste nicht nur Sache der Technik, sondern der spirituellen Schulung und Einsicht.
Dann entwickelt sich Myo. Myo ist das Netz der Spinne, der Bau des Bibers, der Hügel der Ameisen, alles worin sich die "Intelligenz" der Natur, des Lebens, des Universums ausdrückt. Myo ist immer etwas ursprüngliches und Schöpferisches. Das Erwachen des menschlichen Bewußtseins ist ein kosmisches Ereignis und seine Funktion scheint jene zu sein, immer tiefer in die Geheimnisse der Natur, in seinen Ursprung das Unbewußte vorzudringen zu wollen. Wo sich die Technik diesem Bewußtsein unterordnet, entsteht Kunst in seiner höchsten Form.



"Auf dem Weg dorthin" von Yagyu Tajima no kami
Zu Beginn des Lebens eines Menschen bewegt er sich ohne Hindernisse, hat keine Bedenken, keine Blockaden. Doch dann beginnt er zu lernen und wird zaghaft, vorsichtig, empfindet etwas Erdrückendes in seinem Geist, daß ihn hindert, einfach drauf los zu gehen, wie er es tat als er noch nicht gelernt hatte. Zu lernen ist notwendig, doch es kommt darauf an nicht Sklave des Gelernten zu werden. Du mußt sein Meister bleiben, um es nutzen zu können, wenn du es möchtest. Der Schwertfechter darf nichts Äußerlichen und Überflüssigen Raum geben; sein Geist muß vollkommen von allem ichbezogenem Empfinden geläutert sein. Wenn das geschehen ist und sein Geist "verloren ging", so daß nicht einmal der Teufel ihn ausfindig machen könnte, dann kannst du zum ersten Mal die erlernten Techniken voll ausschöpfen. Du gehst noch weiter und vergisst alles Gelernte, weil du das Lernen bist und es keinen Unterschied mehr zwischen dem Lernenden und dem Lernen gibt. Dies ist fürwahr das höchste Ziel der Schulung in allen Künsten. Wo das verwirklicht ist - alle Schulung dem Wind über- lassen, der Geist seines eigenen Wirkens vollkommen unkundig, das Ich ins Wer-weiß-wo entschwunden - gelangt Schwertkunst zu ihrer Vollendung.



Es gibt kein Suchen getrennt von einem Suchenden, kein Wünschen ohne jemanden, der sich etwas wünscht. Beide existieren gleichzeitig, es gibt kein Objekt ohne Subjekt. Beide sind eins, wie könnte jemand anders einem da weiterhelfen?
Wo das Ewige im Zustand des Nichtseins wahrzunehmen ist, können wir das Geheimnis des Seins entdecken. Wo das Ewige im Zustand des Seins wahrzunehmen ist, können wir die Grenzen des Nichtseins erkennen.
Beides impliziert sich. Das ist das geheimnisvolle Schwert "shinmyo-ken".
Sobald der Mond hinter den Wolken hervorkommt, wirft er sein Licht auf jedes Gewässer, wie gewaltig oder küm- merlich es auch sein mag. Die ungeheure Entfernung zwischen Kosmos und Erde stellt für das Mondlicht kein Hin- dernis dar. Für den wahren Meister wird alles möglich, denn er hat realisiert, daß alle Bewegung aus der Leere kommt und "Geist" ist nur ein Begriff (den wir erfunden haben), den wir dem dynamischen Aspekt der Leere gege- ben haben. Er weiß, daß die Leere absolute Aufrichtigkeit, Echtheit und Geradlinigkeit ist; und deshalb gibt es für ihn keine Schliche mehr und keine selbstsüchtige Motivation.



Er gehe mit dem Schwert um, wie mit dem Besteck. Man möge handeln, als ginge es um etwas ganz alltägliches, frühstücken zum Beispiel. Man ergreift mit dem Besteck die Speise und führt sie zum Mund. Der Umgang mit dem Schwert bedarf keiner größeren inneren Beteiligung, als das Frühstücken. Wenn man mehr glaubt tun zu müssen, so ist man noch kein fortgeschrittener Schüler.



Viele Mönche und Laien, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, die ernsthaft, diszipliniert und ausdauernd Zazen üben, leiden unter diversen Krankheiten, Ausgezehrtheit und Erschöpfung und alle Medizin und Ärztekunst kann ihnen nicht helfen. Auf der Suche nach Hilfe empfahl ihm ein Zenmeister Rat bei einem Eremiten zu suchen, der in den Bergen bei der Burg Soundso in einer Höhle lebe. Und so machte sich vor geraumer Zeit ein noch recht junger, und später sehr berühmter, Mönch, der auch unter solchen Beschwerden litt, auf den Weg diesen Eremiten zu finden, von dem es hieß er sei schon weit über das normale menschliche Alter hinaus. Und wie Einsiedler eben sind, so empfing dieser sehr ungerne Gäste und wenn er Menschen sah, so lief er davon. Wenn man aber sehr höflich sei, könnte man von ihm Antwort erhalten. Im Dorf angekommen und nach dem Weg fragend, deuteten die Dörfler auf einen Bach, der in der Ferne, wie ein Holzzweig aussah. Er stellte sein Gepäck im Dorf ab und ging die Holzwege hinauf, und als auch diese aufhörten, traf er dankbarerweise noch einen Holzsammler, der auf eine gewisse Stelle in nebeliger Ferne deutete und dort sah er etwas Gelbes, daß bald zu sehen war und wieder verschwand. Dies sei der Rohrvorhang der Höhle. Da nahm er sein Gewand hoch und kletterte durch den felsigen Bach. Das Wasser war kalt wie Eis, im Nebel wurde das Gewand naß und schwer. Trotzdem schwitzte er und gab nicht auf. Da oben war die Landschaft ganz unwirklich rein und schön und ließ Herz und Geist in Ehrfurcht erzittern, so daß man Gänsehaut bekam. Schließlich erreichte er die Höhle und er empfing ihn. Er lehrte mich viele Dinge über den Ursprung der Dinge. Aber diese Übung ist die Grundlage für alles weitere:
Man möge mit dem Denken aufhören. Man lege sich hin und strecke beide Beine ganz lang und gleichmäßig aus. Die gesitige Kraft des ganzen Körpers unterhalb dem Nabel (kikai Tanden) sammeln und die Lenden, Beine und Fußmitten "voll" werden lassen. Nun gebe man sich folgender Schau hin:
"Mein Tanden, Lenden, Beine und Fußmitten sind das eingentliche Gesicht meines Ichs.
Hat dieses Gesicht ein Nasenloch?"
"Mein Tanden, Lenden, Beine und Fußmitten sind meine Heimat.
Welche Nachrichten kommen aus meiner Heimat?"
"Mein Tanden, Lenden, Beine und Fußmitten sind meine Sinne.
Welche Kraft und Kompetenz haben die Sinne?"
"Mein Tanden, Lenden, Beine und Fußmitten sind mein eigener Buddha.
Was für Lehren predigt dieser Buddha?"
Man wiederhole die Fragen solange, bis sich, wie unbewußt, alle geistigen Kräfte im kikai tanden, den Lenden, den Beinen und Fußmitten sammeln und der Tanden so voll und gespannt wie ein Lederball ist, den man noch nicht weich geschlagen hat, anfühlt. Wenn ihr dies bis maximal 21 Tagen übt, und eure Schmerzen nicht verschwunden sind, dann dürft ihr diesem alten Mönch den Kopf abschlagen. Seid trotzdem nie zufreiden und übt immer weiter. Es gibt immer noch tiefere und wundersamere Sachen zu verstehen.



Meister der Schwertkunst und des Zens, die hier zitiert wurden:
Begründer des Iaido: Kami-idzumi Ise no kami Hidetsuna (+1577). Er hatte vier Hauptschüler:
1. Ogasawara Genshin => Hariya Sekuin (Mujushin-ken)=> Odagiri Ichiun

Takuan Soho Zenji, Lehrer von Yagyu Munenori (Weg des Samurai)und Miyamoto Musashi (Buch der 5 Ringe)

Yagyu Tajima no kami [Munenori], Lehrer von drei Shogunen

Adachi Masahiro (Heijutsu Yokun ca. 1700) und das 1905 von Arima Yusei und Inouye Tetsujuro als Bushido Sosho herausgegeben wurde.

Yamaoka Tesshu (1836 - 1888) Buch von John Stevens über sein Leben.

Katajima Takenori (Bubi Wakun), erste Hälfte 18. Jahrhundert.

Daisetz Teitaro Suzuki (1870-1966) Zen und die Kultur Japans.

Unbekannte Überlieferungen, Erzählungen oder durch Hörensagen.



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Scheue nicht das Blinzeln, wenn das Auge unverhofft auf etwas trifft.
Es ist nur natürlich.



Kokoro koso______________Nur der Geist
Kokoro mayowasu_________verwirrt den Geist
Kokoro nare______________denn da ist nichts
Kokoro ni________________anderes als Geist
Kokoro,_________________Geist!
Kokoro yurusu na._________Lasse dich vom Geist nicht täuschen.




Man nennt dich einen Meister der Kunst, wenn Körper und Gliedmaßen die Technik so ausführen, als geschähe es unabhängig von deinem Bewußtsein.



Behalte nichts zurück in deinem Geist. Laß ihn vollkommen gesäubert Innehalten und der Spiegel wird die Bilder in ihrer Soheit widerspiegeln.



Als Bodhidharma von Kaiser Wu aus der Ling Dynastie gefragt wurde: "Was ist der unübertreffliche Sinn der heiligen Wahrheit?" erhielt er zur Antwort: "Leere Weite, nichts heilig!" Der Kaiser fragte weiter: "Wer ist es uns gegenüber?" und Bodhidharma sprach: "Weiß nicht."



Odagiri Ichiun: Die Schwertkunst ist keine Sache banaler Technik, sondern eine Sache hochentwickelter persönlicher Spiritualität.



Wenn das Herz, das zu Emotionen neigt, unterhalb des Nabels gehalten wird, wird es bewegungslos.
Ohne das, ist alles Können nutzlos.























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